Viel Inhalt auf wenig Platz unterbringen: Aufklapp-Elemente (auch Akkordeon-Menüs genannt) sind vor allem auf kleinen Smartphone-Screens hilfreich. Was gilt es zu beachten? Das erklärt Teil 3 meiner Web-Usability-Artikelreihe.

Akkordeon-Menüs: Beispiel otto.de

Der obige Screenshot zeigt ein typisches Aufklapp- bzw. Akkordeon-Menü auf der mobilen Website von otto.de.

Aufklapp-Elemente im Web: Vor- und Nachteile

Die Vorteile:
➧ platzsparend
➧ schneller Zugriff auf tieferliegende Inhalte (ohne scrollen zu müssen)

Die Nachteile:
➧ User sehen nicht sofort, was sich hinter dem Oberbegriff verbirgt.
➧ Ist ein Akkordeon-Bereich geöffnet, verschwinden die anderen häufig aus dem Blickfeld des Users.

Akkordeon-Menüs benutzerfreundlich gestalten

1. Parallele Öffnungen ermöglichen: User sollten mehrere Akkordeon-Bereiche gleichzeitig aufmachen können. Bereits geöffnete Elemente sollten offen bleiben, auch nachdem ein anderes angeklickt wurde.

2. Akkordeon-Elemente animieren: Öffnet der User einen Bereich, sollte dies in einer sichtbaren Bewegung passieren. Das muss jedoch schnell geschehen, die Fachliteratur empfiehlt als Obergrenze 0,25 Sekunden.

3. Icons nutzen: Icons sind klickbare grafische Symbole. Im Bereich der Aufklapp-Menüs konkurrieren verschiedene Ansätze:

Häufig begegnen euch Pfeilsymbole (▲ ▼  ▶). Usability-Experten warnen jedoch, dass User solche Pfeile als Links missinterpretieren können. Alternativ empfiehlt die Fachliteratur deshalb zum Öffnen von Aufklapp-Elementen Plus-Zeichen (+). Im geöffneten Zustand sollte aus dem Plus-Zeichen ein X-Symbol werden, welches gleichbedeutend ist mit „schließen“.

Jedes Icon sollte stets links von der jeweiligen Überschrift des Aufklapp-Elements erscheinen.

Aufklapp-Elemente: Wie sieht die Praxis aus?

Hier begegnet euch ein buntes Durcheinander, das in den seltensten Fällen durchgängig den Empfehlungen der Usability-Fachliteratur entspricht. Einige Beispiele (zum Vergrößern in das Bild klicken bzw. Smartphone quer nehmen):

1. Wikipedia nutzt Pfeil-Symbole und platziert diese Icons benutzerfreundlich links von der Headline des Akkordeon-Elements. Bereits vom User geöffnete Elemente bleiben weiterhin offen, auch wenn anschließend ein weiteres Element aufgemacht wird.

Akkordeon-Menüs: Beispiel Wikipedia

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2. myToys.de setzt das Thema eher benutzer-unfreundlich um: Der User erkennt nicht auf den ersten Blick, dass die Rechtspfeile Verlinkungen sind (also eine neue Seite aufgehen lassen), während die Abwärts-Pfeile Aufklapp-Elemente darstellen. Letztere erscheinen zudem nicht links von der jeweiligen Headline.

Aufklapp-Menüs: Beispiel myToys.de

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3. otto.de geht strukturierter vor, setzt aber ebenfalls die Icons rechts statt links – dafür aber sehr nah an der jeweiligen Headline, was benutzerfreundlicher ist.

Aufklapp-Menüs: Beispiel otto.de

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4. Das Musikhaus Thomann nutzt in seiner App das Plus-Zeichen (+) für „öffnen“, das Minus-Zeichen (-) für „schließen“ sowie Rechts-Pfeile für Verlinkungen. Auch hier erscheinen die Icons nicht links von der jeweiligen Headline:

Akkordeon-Menü: Beispiel Thomann-App

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5. jimdunlop.com: Der Hersteller von Gitarren-Zubehör (nicht zu verwechseln mit der Reifenmarke) arbeitet in der mobilen Version seiner Website zum Öffnen der Navigationspunkte mit Plus-Zeichen (+). Zum Schließen der gesamten Navigation erscheint das X-Symbol und zum Schließen der einzelnen Navigationspunkte das Minus-Zeichen (-).

Auch hier erscheinen die Icons rechts und nicht (wie empfohlen) links von der jeweiligen Headline.

Akkordeon-Menüs: Beispiel jimdunlop.com

Usability-Grundregel: Don’t make me think

Dieser Titel des Usability-Klassikers von Steve Krug gilt nach wie vor: Je weniger der User bei der Website-Nutzung nachdenken muss, desto benutzerfreundlicher ist der Online-Auftritt. Das gilt auch für die Gestaltung von Aufklapp- bzw. Akkordeon-Menüs.

Pfeil-Symbole, Plus-Zeichen, Minus-Zeichen oder X-Symbole? Positionierung links oder rechts von der jeweiligen Headline? Fragt eure Zielgruppe: Mit Usability-Tests erfahrt ihr schnell, welche Icons für eure User selbsterklärend sind.

Das war Teil 3 meiner Usability-Reihe! Im bald erscheinenden vierten Teil zeige ich euch, wie ihr Diagramme und Info-Grafiken benutzerfreundlich gestalten könnt.

Link-Tipps:


2 Antworten zu „Benutzerfreundliche Websites (3): Aufklapp-Elemente optimal gestalten“

  1. Avatar von Ralph Boßler
    Ralph Boßler

    für mich könnten die Symbole + und – auch eine andere Semantik haben, nämlich "Hinzufügen" und "Entfernen".
    Mir persönlich gefallen die Dreiecke links vom Menüpiunkt hier besser.

  2. Avatar von Mathias Sauermann
    Mathias Sauermann

    Hallo Ralph,

    danke dir, ganz wichtiger Punkt: Jede(r) von uns blickt anders auf Darstellungen. Deshalb ist es immer hilfreich, mit User-Tests zu arbeiten, um möglichen Fehlinterpretationen vorzubeugen.

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