„What if Facebook goes down? Ethical and legal considerations for the demise of big tech„: So lautet der Titel einer aktuellen Studie zweier Forscher der University of Oxford. Die spannenden Kernergebnisse sowie aktuelle Zahlen rund um Facebook bietet dieser Beitrag auf einen Blick.
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(Schach / Pixabay-Lizenz) |
Wie entwickelt sich die Facebook-Nutzung global?
2011 bis 2020 (Quelle: Statista) [für eine größere Ansicht in das Bild klicken bzw. Smartphone quer nehmen]: ↓
Wie entwickelt sich die Facebook-Nutzung in Deutschland?
Von einem „freien Fall“ vor allem in der Altersgruppe 16-19 Jahre spricht eine Studie der PR-Agentur Faktenkontor [für eine größere Ansicht in das Bild klicken bzw. Smartphone quer nehmen]: ↓
Die altersunabhängige Betrachtung zeigt jedoch, dass Facebook auch in Deutschland nach wie vor groß ist (Quelle: wearesocial.com): ↓
Nach diesem allgemeinen Check der Facebook-Nutzung schauen wir uns jetzt die
aktuelle Oxford-Studie genauer an:
Facebook-Studie der University of Oxford: Wer sind die Autoren?
Die University of Oxford liegt rund 90 km nordwestlich von London und ist eine der ältesten und renommiertesten Universitäten der Welt.
Urheber der vorliegenden Studie sind Carl Öhman, Doktorand am Oxford Internet Institute, sowie Nikita Aggarwal, die an der juristischen Fakultät der University of Oxford promoviert.
Kernergebnisse der Facebook-Studie
➔ Facebook ist in weiten Teilen der Welt der Quasi-Standard in Sachen Online-Kommunikation und web-basierter sozialer Interaktion.
➔ Darüber hinaus ist der blaue Riese in vielen Ländern zu einer essenziellen Infrastruktur geworden, um soziale Beziehungen, Handel und politische Organisationen aufrechtzuerhalten.
➔ In den letzten 20 Jahren sind Social-Media-Plattformen auch wieder verschwunden
(z. B. Google Plus) bzw. nahezu bedeutungslos geworden (z. B. MySpace).
➔ Sollte eine globale Online-Kommunikationsplattform wie Facebook verschwinden, könnte sich dies sozial und wirtschaftlich katastrophal auswirken.
➔ 2020 erfreut sich Facebook jedoch einer robusten Gesundheit, weshalb ein baldiges Ende der Plattform unwahrscheinlich erscheint: Die Nutzerzahlen steigen, das Unternehmen ist hochprofitabel.
➔ Dennoch hat Facebook mit Gegenwind zu kämpfen: Weltweit erhöhen Regulierungsbehörden den Druck auf die Plattform hinsichtlich des Themas Datenschutz (siehe DSGVO in Europa und „California Consumer Privacy Act“ in den USA). Dies könnte laut der Studie Werbetreibende veranlassen, sich von Facebook abzuwenden, was das zu fast 100 Prozent auf Werbung basierende Geschäftsmodell der Plattform gefährden würde. Weiterhin beabsichtigen Regulierungsbehörden verschiedener Länder, Facebook zu zerschlagen.
➔ Ein weiterer starker Gegenwind, dem sich Facebook ausgesetzt sieht: Die Social-Media-Nutzung bewegt sich aktuell weg von öffentlichen Plattformen hin zur privaten Kommunikation in Messenger Apps. Dies sei vor allem bei jüngeren Usern zu beobachten, welche Richtung Snapchat, TikTok und Instagram abwandern (gleichwohl letzteres eine Facebook-Tochter ist).
Schauen wir uns an, wie sich ein hypothetischer Untergang Facebooks laut der Oxford-Studie auswirken könnte:
➔ Hypothetischer Facebook-Untergang: Wie wären die abhängigen Interessengruppen betroffen? Gemeint sind Branchen, die fundamental auf Facebook angewiesen sind: zum Beispiel Online-Nachrichtenportale (Reichweite und Sichtbarkeit) oder Agenturen, die sich auf Facebook-Marketing spezialisiert haben. So hatten algorithmische Änderungen innerhalb des Facebook-Newsfeeds immer wieder die Sichtbarkeit und Reichweite von Medien auf der Plattform drastisch einbrechen lassen. Was würde folglich passieren, wenn die ganze Plattform verschwände?
➔ Hypothetischer Facebook-Untergang: Wie wären die unmittelbaren Facebook-Nutzer betroffen? Alles, was ein Nutzer auf der Plattform tut, wird Teil von Facebooks Daten-Archiv. Dies geht einher mit dem Risiko, massiv persönliche Daten zu verlieren, sollte es Facebook eines Tages nicht mehr geben.
➔ Hypothetischer Facebook-Untergang: Wie wären kommende Forscher-Generationen betroffen? Für Historiker und Soziologen der kommenden Jahrhunderte ist das heutige Facebook-Datenarchiv eine äußerst wertige Quelle. Facebook ist jetzt bereits das bei weitem größte Archiv dokumentierten menschlichen Verhaltens. Was würde ein Verschwinden Facebooks für die Wissenschaft der Zukunft bedeuten?
Potenzieller Facebook-Untergang: Das empfehlen die Macher der Oxford-Studie
Um für ein aktuell unwahrscheinliches, zukünftig aber denkbares Verschwinden
Facebooks gewappnet zu sein, empfehlen die Oxford-Forscher unter anderem
folgende vier Punkte:
1. Es bräuchte eine ordnungspolitische Struktur für systemrelevante Tech-Institutionen bzw. -Unternehmen.
2. Es sollten Rechtsmechanismen installiert werden, welche Nutzer befähigen, die Kontrolle über ihre Daten auch dann zu behalten, wenn eine Plattform verschwindet.
3. Datenschutz-Rechte verstorbener Nutzer digitaler Plattformen sollten gestärkt werden.
4. Es müsse Anreize für Plattformen wie Facebook geben, historisch relevante Daten für zukünftige Generationen zu bewahren.
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