Die Marktforscher der Lünendonk & Hossenfelder GmbH untersuchten in einer 2022er-Studie, wie digitale Transformation und Pandemie die Unternehmens-IT beeinflussen. Einige spannende Ergebnisse habe ich für euch zusammengefasst.
Der Studien-Titel lautet: „Future of IT – die Rolle der IT bei der Digital Business Transformation„.
Die Macher führten 23 Interviews mit IT-Leitern (Chief Information Officers, CIOs) und IT-Managern. 75 Prozent der interviewten Unternehmen waren Konzerne mit mehr als einer Milliarde Euro Jahresumsatz.
Branchenschwerpunkte waren die Sektoren Finanzdienstleistung, Produktion sowie Einzelhandel/Konsumgüter. Alle befragten Unternehmen adressieren Geschäftskunden (Business-to-Business, B2B).
Die Pandemie als IT-Booster
Eine neue Rolle für die Unternehmens-IT: Covid-19 ließ traditionelle Absatzkanäle wegbrechen, Online-Kanäle wurden wichtiger und mit ihnen digitale Kundenschnittstellen. Vor Corona digitalisierte die Unternehmens-IT hauptsächlich interne Prozesse – jetzt fokussiert sie digitale Geschäftsmodelle und eine digitale Kundenzentrierung.
Drei Schwerpunkte der Unternehmens-IT auf einen Blick:
1. IT-Modernisierung / Cloud-Transformation (= Nutzung von IT-Ressourcen ortsunabhängig über das Internet)
2. Softwareprodukte als Alleinstellungsmerkmale
3. Aufbau einer New-Work-Arbeitsumgebung (Homeoffice)
Eine schnelle Cloud-Transformation ermöglicht es Unternehmen, schnittstellenoffene und skalierbare IT-Landschaften zu entwickeln. Diese wiederum befähigen die Fachbereiche, Digitalisierungsstrategien umzusetzen.
Bei allen Vorhaben kämpfen die von Lünendonk befragten Unternehmen jedoch mit dem Fachkräftemangel. Dies vor allem in den Bereichen Software-Entwicklung, Cloud-Architektur und IT-Security.
Themenschwerpunkte der CIOs auf einen Blick
1. IT-Transformations-Programme:
➧ an unterschiedlichen Stellen gesammelte Daten zusammenführen und analysieren,
➧ schnittstellenoffene IT-Landschaften und entsprechende Datenbank-Infrastrukturen bereitstellen,
➧ Cloud-Services aufbauen (Microservice-Architekturen, um Anwendungssoftware modular aufbauen zu können, Open-Source-Technologien, Public-Cloud-Plattformen).
2. IT-Security-Schwerpunkt: Je digitaler das Unternehmen, desto größer die mögliche Angriffsfläche. Entsprechend wichtiger wird das Thema IT-Security.
3. Hybrid-Cloud-Architekturen: Eine Hybrid Cloud kombiniert eine Public Cloud mit einer Private Cloud. Eine Public Cloud wird von einem externen Dienstleister betrieben und ist über das öffentliche Internet erreichbar. Sie eignet sich für unkritische Anwendungen. Eine Private Cloud wird exklusiv für das Unternehmen betrieben und eignet sich für datenschutzkritische Geschäftsprozesse.
Gaia-X als Rohrkrepierer?
Die Lünendonk-Studie fragte auch, wie Unternehmen auf die Gaia-X-Initiative blicken. Dieses in 2019 von deutschen und französischen Organisationen eingeführte Cloud-Projekt soll ein Hyperscaling-Angebot nach europäischem Recht schaffen.
Unter einem Hyperscaler versteht man einen IT-Service, der hoch skalierbare IT-Ressourcen mittels Cloud-Computing verfügbar macht (meist sind dabei tausende Server miteinander verbunden).
Gaia-X adressiert vor allem kritische Infrastrukturen (Energiesektor, Medizintechnik, Finanzdienstleistungen). Auch aus Datenschutz-Sicht soll Gaia-X ein EU-Gegengewicht zur US-Dominanz in diesem Bereich sein: US-Hyperscaler wie Amazon Web Services (AWS), Microsoft Azure oder Google Cloud Platform dominieren den Cloud-Sektor deutlich.
Mittlerweile scheint die Gaia-X-Euphorie jedoch verflogen: Nur 11 Prozent der von Lünendonk befragten IT-Verantwortlichen halten es für wahrscheinlich, dass sie ihre Cloud-Anwendungen auf der Gaia-X-Plattform entwickeln und betreiben lassen.
IT soll Unternehmen nachhaltiger machen
Auch das Thema Nachhaltigkeit wird in der Lünendonk-Studie thematisiert. Stichwort ESG (Environmental, Social and Corporate Governance): Aufgrund der EU-Nachhaltigkeits-Berichtspflicht müssen kapitalmarktorientierte Unternehmen seit 2017 dokumentieren, wie umweltfreundlich und sozialverträglich sie wirtschaften.
Ab Januar 2024 sollen alle Unternehmen ab 250 Mitarbeitern und/oder einem Umsatz von 50 Mio. Euro dazu verpflichtet werden.
Laut der Lünendonk-Analyse kann die IT eine nachhaltige Unternehmensführung in folgenden Bereichen unterstützen:
➧ Cloud-Dienste sollen den CO2-Fußabdruck reduzieren, da sie es ermöglichen, IT-Ressourcen je nach Bedarf flexibel zu skalieren (statt sie durchgängig auf 100 Prozent zu fahren).
➧ Weiterhin sollen moderne Rechenzentren deutlich energieeffizienter arbeiten.
Quo vadis, Unternehmens-IT?
Soweit einige spannende Ergebnisse der Lünendonk-Studie. Dringlich bleibt die Frage, ob es Unternehmen gelingt, das großen Problem des IT-Fachkräftemangels zu lösen.
Denn am ausschlaggebendsten für eine gelingende IT-Evolution sind und bleiben die Mitarbeiter.
Quelle & Link-Tipps:
- luenendonk.de: Future of IT – Die Rolle der IT bei der Digital Business Transformation
- IT-Consulting 2022: Die Branche boomt – und kämpft um Fachkräfte
- IT-Beratung 2022: Was Unternehmen wirklich wollen
- IT-Studie 2023: Die digitale Transformation der DACH-Unternehmen
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