„Ich kann einhundertdrölfzig KI-Marketingtools bedienen!“ – wer so schreit, zeigt keine KI-Kompetenz (AI Literacy), sondern unreflektiertes Hype-Denken. Denn: A fool with a tool is still a fool (ein Idiot mit einem Werkzeug bleibt ein Idiot). Was KI-Kompetenz stattdessen tatsächlich ist, schildere ich euch in diesem Zweiteiler auf meinem Fachblog „Der Onliner – Marketing & Wirtschaft 4.0“.

Wichtiger Hinweis: Meine folgenden Ausführungen beleuchten das Thema KI-Kompetenz im Oktober 2025 und stellen keine Rechtsberatung dar – ich bin kein Jurist. Bitte prüft im Zweifelsfall immer die aktuelle Lage (gegebenenfalls mit professioneller juristischer Unterstützung).
Das sind die Themen des ersten Teils meines KI-Kompetenz-Zweiteilers hier auf meinem Fachblog „Der Onliner – Marketing & Wirtschaft 4.0“:
- KI-Kompetenz: Was ist der AI Act?
- Was ist KI-Kompetenz?
- Wie baut man KI-Kompetenz auf?
- KI-Kompetenz: Empfehlenswerte, kostenlose Grundlagenkurse
Auf geht’s:
KI-Kompetenz: Was ist der AI Act?
Die „Verordnung über künstliche Intelligenz“ (englisch AI Act) der Europäischen Union ist die weltweit erste KI-Regulation. Sie wurde im Mai 2024 von den 27 EU-Mitgliedsstaaten verabschiedet und ist im August 2024 offiziell in Kraft getreten. Ihre Regelungen gelten überwiegend ab dem 2. August 2026.
Bereits seit Februar 2025 anzuwenden ist folgende Regelung: Anbieter und Betreiber von KI-Systemen müssen sicherstellen, dass alle Personen, die in ihrem Auftrag KI-Systeme nutzen, über ein ausreichendes Maß an KI-Kompetenz verfügen.
Diese Formulierung kann missverstanden werden, denn: Auch wenn ein Unternehmen keine KI-Systeme anbietet, wird es schnell zum Betreiber. Im Jurist*innen-Deutsch klingt das so: „Wenn eine natürliche oder juristische Person im Rahmen einer beruflichen Tätigkeit ein KI-System in eigener Verantwortung verwendet, ist sie Betreiber gemäß Art. 3 Nr. 4 KI-VO und unterfällt somit Artikel 4 KI-VO.“ Heißt: In dem Moment, in dem in eurem Unternehmen in einem beruflichen Kontext mit einem KI-Tool gearbeitet wird, muss KI-Kompetenz nachweisbar sein.
Tricky (aber auch erleichternd): Die KI-Verordnung sagt nicht, wie diese KI-Kompetenz aufgebaut werden soll. Unternehmen müssen nachweisen können, dass ihre Mitarbeitenden über ausreichende KI-Kompetenz verfügen. Zum Beispiel durch interne Schulungen oder Teilnahmezertifikate.
Was ist KI-Kompetenz?
Wichtig: Im Folgenden geht es nicht um spezielle Marketing-KI-Kompetenz, sondern um prinzipielle KI-Kompetenz.
Das sagt Artikel 3 Nr. 56 der „Verordnung über künstliche Intelligenz“ (AI Act): „KI-Kompetenz: Fähigkeiten, Kenntnisse und Verständnis, die es Anbietern, Anwendern und Betroffenen ermöglichen, KI-Systeme unter Berücksichtigung ihrer jeweiligen Rechte und Pflichten im Rahmen dieser Verordnung in Kenntnis der Sachlage einzusetzen und sich über die Chancen und Risiken von KI und mögliche Schäden, die sie verursachen kann, bewusst zu werden; […]“
Damit bedeutet KI-Kompetenz im Sinne das AI Act der EU:
- KI-Systeme sachkundig einsetzen zu können
- sowie sich der Chancen, Risiken und möglicher Schäden bewusst zu sein.
Randbemerkung eures Bloggers: Leider drängt sich mir auch hier wieder der Eindruck auf, dass Brüssel bei Tech-Themen reflexartig bürokratisch reagiert, ohne das jeweilige Thema wirklich durchdrungen zu haben. Mindset: erstmal regulieren, dann gucken. Folge: bürokratische Bremskräfte, die den Wirtschaftsstandort EU so sicherlich nicht zu den Tech-Riesen USA und China aufschließen lassen wird (inwieweit hier der Zug eh schon komplett abgefahren ist, wäre ein Thema für einen separaten Blog-Beitrag).
Wie baut man KI-Kompetenz auf?
Die KI-Verordnung legt nicht fest, wie KI-Kompetenz erworben werden soll. Denkbar ist somit vieles, von Selbstlernprogrammen über Schulungen bis zu ganzen Fortbildungsprogrammen.
Seit Juni 2025 gibt es zumindest eine grobe Orientierung. Die Bundesnetzagentur empfiehlt vier Grundsteine für den Aufbau von KI-Kompetenz:
- Bedarfsermittlung
- Maßnahmengestaltung
- regelmäßige Auffrischung
- Dokumentation
Klingt in euren Ohren immer noch nach Larifari? Ich bin ganz bei euch. Deshalb habe ich euch im nächsten Abschnitt zwei KI-Kursempfehlungen mitgebracht.
KI-Kompetenz: Empfehlenswerte, kostenlose Grundlagenkurse
Es gibt sehr viele Kurse rund um das Thema KI-Skills, darunter nicht wenige von privatwirtschaftlichen Anbietern. Ich verzichte bei den folgenden Empfehlungen bewusst auf Angebote, die sich durch eine gewisse Wirtschaftsnähe auszeichnen: Diese können fachlich hervorragend sein, sind aber natürlich (und legitimerweise) immer auch interessengeleitet. Deshalb anbei zwei laienfreundliche, sehr hochwertige Kurse aus dem wissenschaftlichen Umfeld:
Elements of AI ist der Titel einer kostenlosen Onlinekurs-Reihe der finnischen Universität Helsinki, die auch auf Deutsch verfügbar ist. Erklärtes Ziel der Initiative ist es, Anfänger*innen ohne Vorkenntnisse KI-Grundlagen zu vermitteln. Hier geht es zu den kostenlosen KI-Kursen von Elements of AI.
Der KI-Campus startete 2019 als Projekt des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und ging 2020 online. Er bietet ebenfalls kostenlose KI-Grundlagenkurse, darunter auch das oben genannte Elements of AI. Hier geht es zu den kostenlosen Kursen des KI-Campus.
KI-Kompetenz: Teil 2 blickt auf das Thema Marketing
Bald erscheint die Fortsetzung meines Beitrages „KI-Kompetenz: Was ist AI Literacy und welche Rolle spielt sie Marketing?“, hier auf meinem Fachblog „Der Onliner – Marketing & Wirtschaft 4.0“. Dann blicken wir auf die Frage, welche KI-Fähigkeiten es in unser aller Lieblings-Berufszweig braucht.
Bis dahin!
Quellen:
artificialintelligenceact.eu: Artikel 3: Begriffsbestimmungen
bundesnetzagentur.de: KI-Kompetenz
dr-datenschutz.de: KI-Kompetenz: was die KI-Verordnung von Unternehmen verlangt
wikipedia.org: Verordnung über künstliche Intelligenz
Link-Tipps hier auf meinem Blog „Der Onliner – Marketing & Wirtschaft 4.0“:
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