Ein Autorenteam um Harvard-Professorin Linda Hill befragte 1700 Entscheider:innen weltweit zu der Frage: Wie gelingt Unternehmen die digitale Transformation, um auch morgen noch wettbewerbsfähig zu sein? Die wichtigsten Antworten habe ich für euch auf Deutsch zusammengefasst.
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(Erfolg / Pixabay-Lizenz) |
Der englische Original-Beitrag erschien Ende Januar 2022 unter dem Titel „Where Can Digital Transformation Take You?“ auf der Website der Harvard Business School. Schauen wir uns die spannenden Kernergebnisse an:
So fordert die Digitalisierung Unternehmen weltweit
97 Prozent der 1700 befragten Entscheider stimmten zu, dass Unternehmen nur wettbewerbsfähig bleiben, wenn sie sich radikal an den Markt-Regeln der Digital-Ära ausrichten.
➤ Die neue Erwartungshaltung der Kunden: Kunden wollen im Zeitalter der Digitalisierung reibungslose Erfahrungen mit Unternehmen und deren Angeboten machen – durchgängig und inklusive aller Teilprozesse („End-to-End“).
Vor allem „Digital Natives“ (= Menschen, die ab 1980 geboren sind) wollen mit Unternehmen so schnell und intuitiv interagieren können wie mit einem Videospiel – das gilt auch für die B2B-Branche. Neben hochwertigen Produkten und Services wird es für Kunden immer wichtiger, wie Unternehmen diese Leistungen erbringen.
Fällt diese Customer Experience negativ aus, können Kunden heutzutage via Social Media Unternehmen leicht unter Druck zu setzen (Stichwort „Shitstorm“).
➤ Die neue Erwartungshaltung der Mitarbeiter: Angestellte widersetzen sich zusehends klassischen Einbahnstraßen-Chef-Ansagen, sie haben keine Lust auf eine Top-Down-Kommunikation. Stattdessen wollen sie gehört werden und aktiv mithelfen, das Unternehmen und seine Lösungen weiterzuentwickeln.
➤ Neue gesellschaftliche und soziale Erwartungshaltungen: Millennials (Generation Y, ab 1980 Geborene) und die Generation Z (ab 1997 Geborene) erwarten als Angestellte von ihrem Job, dass er sinnstiftend und erfüllend ist. Ihnen ist wichtig, was die gesellschaftlichen Langzeit-Ziele des Unternehmens sind. Dasselbe gilt für die Kunden, welche zusätzlich darauf achten, wie ein Unternehmen mit Daten umgeht.
Wie können Unternehmen diesen Erwartungen gerecht werden?
1. Ein inniges und dynamisches Kundenverständnis: Dank vieler und hochwertiger Daten können Unternehmen heute ihre Kunden sehr viel besser kennenlernen. Digital reifen Unternehmen gelingt es, Kundenbedürfnisse vorherzusehen und entsprechend frühzeitig Innovationen anzustreben.
Die Umfrage-Teilnehmer erstellten folgendes Ranking erfolgskritischer Faktoren im Digitalisierungs-Zeitalter:
- 61 %: datengeprägte Entscheidungen
- 55 %: Kundenfokus
- 51 %: bereichsübergreifende Zusammenarbeit
- 44 %: lebenslanges Lernen
2. Eine datengeprägte (nicht datengetriebene) Unternehmenskultur: Nur weil Daten vorhanden sind, heißt das nicht, dass Teams sie auch nutzen. Folgende Fragen sind entscheidend:
➤ Können Mitarbeiter leicht auf wertschöpfende Daten zugreifen?
➤ Sind diese in die Arbeitsprozesse der Mitarbeiter integriert?
➤ Wissen die Mitarbeiter, wie sie Daten interpretieren müssen?
3. Denken wie ein Herausforderer mit dem Willen eines Disruptors: Digital reife Unternehmen ermutigen Mitarbeiter, den bestehenden Status infrage zu stellen – selbst wenn dadurch das bestehende Kerngeschäft überdacht werden muss.
Jeder im Unternehmen ist somit verantwortlich dafür, auf Signale von Kunden, Zulieferern und anderen Stakeholdern des Unternehmens zu achten. Wissensdurst und Kreativität werden zu grundlegenden betriebswirtschaftlichen Ressourcen.
4. Dezentrale Entscheidungen und Co-Kreation: Kunden erwarten eine durchgängige, reibungslose Interaktion mit Unternehmen („End-to-End“). Bereichsübergreifendes Arbeiten und Silo-Abbau werden somit für Unternehmen kriegsentscheidend im Digitalisierungs-Zeitalter.
Unternehmenslenker und Führungskräfte, die das verstanden haben, sehen Mitarbeiter nicht als „Gefolgschaft“, sondern als (im Wortsinne) Mit-Arbeiter. Vielfalt, Gleichberechtigung und Inklusion werden zum Muss.
Fazit: Die Digitalisierung ist die klassische unternehmerische Herausforderung…
…sich an veränderte Rahmenbedingungen so anzupassen, dass das Unternehmen weiterhin Wert schöpft. Der große Unterschied zu früheren Jahrzehnten: Die Geschwindigkeit, in der dies geschehen muss, hat sich immens erhöht.
Worauf also noch warten?
Quelle & Link-Tipps:
- hbswk.hbs.edu: Where Can Digital Transformation Take You?
- Was digitale Transformation im Unternehmen ist – und was nicht
- Disruption vs. Evolution: So tickt die schöpferische Zerstörung
- Disruption definiert – Schluss mit der Phrasendrescherei!
- Disruption im Anflug: So können sich etablierte Unternehmen wappnen
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