2025 erleben wir einen langsamen, aber epischen Shift: In den letzten 25 Jahren ging es vorrangig darum, „bei Google gut zu ranken“. Ab sofort lautet die zusätzliche Challenge: Wie schaffen es Unternehmen in die KI-Antworten von Bots wie ChatGPT, Gemini oder Perplexity – sowie in die neuen KI-Zusammenfassungen der Google-Suche (AI Overviews bzw. „Übersichten mit KI“)? Die Zauberformel lautet: SEO + Retrievability.
Fertige KI-Antworten statt ellenlange Suchtreffer-Listen. 2025 entsteht angesichts des Booms der generativen KI eine neue Online-Marketing-Disziplin, die aktuell folgende Arbeitstitel trägt:
- GEO: Generative Engine Optimization
- AEO: Answer Engine Optimization
- Generative SEO
- AIEO: AI Engine Optimization
- LLMO: Large Language Model Optimization
Die Zeit wird zeigen, welche Abkürzung sich durchsetzt. Bis es so weit ist, klären wir erstmal folgende Frage: Wie unterscheiden sich aus Optimierungs-Sicht …
- … die klassische Google-Suche,
- KI-Bot-Antworten
- und Googles neue „Übersichten mit KI“ (AI Overviews) voneinander?
Ich bin für euch in die Recherche gegangen.
Google-Suche vs. KI-Bot-Antworten: Die Unterschiede
Traditionelle Suchmaschinen wie Google arbeiten entlang der folgenden drei Schritte:
1. Crawlability: Wie effektiv können Suchmaschinen den Content auf einer Webseite erfassen (crawlen)?
2. Indexability: Erfüllt der Content auf einer Webseite die nötigen Anforderungen, um in das Suchverzeichnis (den Index) der Suchmaschine aufgenommen zu werden?
3. Rankability: Wie gut oder schlecht ranken Webseiten in Suchergebnissen von Suchmaschinen wie Google?
Googles neues KI-Feature AI Overviews folgt mehrheitlich dieser klassischen Suchmaschinen-Logik: Diese „Übersichten mit KI“ (wie sie bei uns heißen) sind als Bestandteil der Google-Suche ein KI-basierter Suchergebnis-Turbo – und als solcher nicht direkt vergleichbar mit ChatGPT, Perplexity oder Google Gemini.
Die letztgenannten sind dialogische KI-Bots und beruhen nicht ausschließlich auf SEO-Kriterien, sondern zusätzlich (bzw. im Fall von ChatGPT im Standard-Modus fast ausschließlich) auf einer Sichtbarkeits-Kategorie namens Retrievability.
Sichtbarkeit in KI-Bot-Antworten: Was bedeutet Retrievability?
Retrievability (sinngemäß „Auffindbarkeit“) fragt: Wie effektiv kann ein generativer KI-Bot, während er eine Antwort formuliert, auf Informationen zu einem Unternehmen oder einer Marke zugreifen und diese interpretieren?
Der Knackpunkt: Hier sind nicht allein die Informationen gemeint, welche die Website des Unternehmens bietet. Und auch nicht allein Rückverlinkungen (Backlinks), welche die Unternehmens-Website von anderen Online-Auftritten bekommt. Stattdessen geht es maßgeblich um Informationen aus verlässlichen Quellen abseits der Suchmaschinen-Welt.
Beispiele für solche verlässliche Quellen sind:
- Presseberichte seriöser Medien: z. B. FAZ, Handelsblatt, Tagesschau, Süddeutsche Zeitung.
- Wikipedia: als Einstiegspunkt und mit Hinweisen auf zitierte Primärquellen.
- Wissenschaftliche Veröffentlichungen: Fachartikel, Studien, Whitepapers.
- Offizielle Verzeichnisse & Zertifizierungen: z. B. Handelsregister, Berufsregister, TÜV-Siegel, ISO-Zertifikate.
- Renommierte Branchen-Analysen & Marktforschungs-Studien: z. B. Gartner, Forrester, Statista, McKinsey.
- Veröffentlichungen von Verbraucherschutz-Organisationen: z. B. Stiftung Warentest, Verbraucherzentrale Bundesverband.
- Foren & Social Media: z. B. Reddit, Quora, Stack Exchange – hilfreich für Stimmungsbilder und Nutzer*innen-Erfahrungen, aber nicht immer faktisch überprüfbar.
Wie bemisst sich Retrievability?
Zwei Punkte sind aus Retrievability-Sicht entscheidend:
1. Kontextuelle Relevanz: Wie gut passt ein Unternehmen zu dem Thema, über das gesprochen wird?
2. Verknüpfungen mit bekannten Entitäten: Eine Entität ist eine Person, ein Unternehmen, ein Ort oder eine Marke, die eindeutig identifizierbar sind. Wird ein Unternehmen oder eine Marke mit seriösen Entitäten in Zusammenhang gebracht wird, erkennen KI-Bots wie ChatGPT ein Netzwerk aus vertrauenswürdigen Informationen – und nennen im Optimalfall das Unternehmen bzw. die Marke.
KI-Bot-Antworten & Retrievability: Das Beispiel Adidas
Nehmen wir an, ihr stellt einem KI-Bot wie ChatGPT folgende Frage:
„Welche Sportmarken setzen sich besonders für Gendergerechtigkeit ein?“
Eine Marke, die der KI-Bot nennt, ist Adidas – weil die Marke die nötigen Retrievability-Faktoren erfüllt:
Konsistente Erwähnung in hochwertigen Quellen: Adidas wird in News-Artikeln, Wikipedia, Studien und Interviews regelmäßig genannt.
Verknüpfung mit bekannten Entitäten: Adidas wird regelmäßig im Zusammenhang mit bekannten Athlet*innen und Events erwähnt.
Kontextuelle Relevanz von Adidas: Adidas wird regelmäßig in Verbindung gebracht mit Kampagnen, die gezielt die Gendergerechtigkeit fokussieren.
Der KI-Bot erkennt: Adidas ist in diesem Themenfeld inhaltlich stark verankert. Ergebnis: ChatGPT nennt Adidas eher in Antworten zum Thema „Sportmarken & Gendergerechtigkeit“. Ob und wie Adidas dazu bei Google rankt oder was es dazu auf seiner Website selbst sagt, ist für den KI-Bot somit nicht alleine bis gar nicht ausschlaggebend.
SEO & Retrievability: So unterscheiden sich ChatGPT, Google Gemini &
Perplexity
KI-Bot ist nicht gleich KI-Bot. ChatGPT, Google Gemini und Perplexity arbeiten ähnlich, in einigen Punkten aber auch sehr unterschiedlich. Das bezieht sich auch auf die Frage, wie stark oder schwach sie Suchmaschinen-Rankings bei ihren Antworten berücksichtigen:
ChatGPTs Antworten basieren (im Standard-Modus) auf gelerntem Sprachverständnis. Hier sind Google- bzw. Suchmaschinen-Rankings eines Unternehmens oder einer Marke wenig bis gar nicht relevant. Im „Suche“-Modus von ChatGPT spielen Rankings indirekt eine Rolle: Der Bot liest die Ergebnisse der Microsoft-Suchmaschine Bing, baut seine Antwort aber anhand von Inhalten, nicht anhand von Rankings.
Für Gemini (das ein Google-Produkt ist) und Perplexity (dessen Antworten auf aktuellen Suchmaschinen-Ergebnisseiten beruhen) dagegen sind Suchmaschinen-Rankings sehr wichtig – aber nicht ausschließlich, sondern ebenfalls stets kombiniert mit einer Retrievability außerhalb der Suchmaschinen-Welt.
KI-Suche: Was bedeutet das für das Online-Marketing?
Das zeigt mein zweiter Teil von „Online-Sichtbarkeit im KI-Zeitalter: Wird Retrievability das neue SEO?„. Soviel schonmal vorneweg: Den eigenen Online-Auftritt zu optimieren, bleibt ein Muss – wird künftig aber für eine fundierte Online-Sichtbarkeit nicht ausreichen.
Quelle:
- searchengineland.com: How to integrate GEO with SEO
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