Mitte Mai 2024 launchte Google in der US-Suche seine „AI Overviews“: Sie zeigen bei einigen Suchanfragen generative KI-Antworten (engl. Generative AI, kurz GenAI), wie wir sie von ChatGPT kennen. Der Start von „AI Overviews“ war holprig – was an der grundsätzlichen Marschrichtung aber nichts ändern dürfte: KI-generierte Antworten werden zum Standard-Feature in der Google-Suche. Wie riskant ist das für Googles
bisheriges Umsatzmodell?
Der erste Teil meiner Blog-Serie zur Zukunft der Google-Suche (Link am Seitenende) beleuchtete folgende Punkte:
- Google-Suche 2024: Vom Disruptor zum Disruptierten?
- Die US-Medienresonanz zu „AI Overviews“ Anfang Juni 2024
- Googles „AI Overviews“: Die Ängste der Medien
Dieser vorliegende zweite Teil fokussiert nun folgende Themen:
- Googles Milliarden-Umsatz: So setzt er sich zusammen
- Wie Google bislang Werbeflächen in seiner Suche platziert
- Generative KI: Googles bislang größte Challenge
- Wie wird Google in KI-Antworten Werbeflächen platzieren?
Googles Milliarden-Umsatz: So setzt er sich zusammen
Das 1998 gegründete Google ist mittlerweile eines von rund einem Dutzend Tochterunternehmen der 2015 gegründeten Dachgesellschaft Alphabet Inc. – generiert dabei aber beinahe deren gesamten Umsatz:
- 305,63 Milliarden US-Dollar betrug 2023 der Google-Umsatz als Alphabet- Tochter.
- 307,39 Milliarden US-Dollar betrug 2023 der Gesamtumsatz der Alphabet-Holding.
Wie verdient Google dieses Geld? Das Statistik-Portal Statista schreibt dazu:
„Advertising remained the main revenue-generating segment for Google in 2023. […], 77.8 percent of Google’s revenue came from advertising on Google properties and YouTube. The Google Cloud revenue segment generated 10.8 percent of the company’s revenues, […].“
➤ „Werbung blieb auch 2023 der wichtigste Umsatzträger für Google. […], 77,8 Prozent des Umsatzes von Google stammten aus Werbung auf Google und YouTube. Das Umsatzsegment Google Cloud erwirtschaftete 10,8 Prozent des Umsatzes des Unternehmens, […].“
Das IT-Portal Techopedia ergänzt:
„[…]: Advertising is Google’s primary revenue source, coming from selling ad spaces on Google Search, Maps, and YouTube. Advertisers pay Google to display their ads to potential customers.“
➤ „[…]: Werbung ist die Haupteinnahmequelle von Google, die aus dem Verkauf von Werbeflächen in der Google-Suche, Google Maps und YouTube stammt. Werbetreibende bezahlen Google dafür, dass ihre Anzeigen potenziellen Kunden
angezeigt werden.“
Die verbleibenden rund 22 Prozent des Google-Umsatzes ergeben sich laut Techopedia aus …
- … Hardware-Verkäufen (Pixel-Smartphones und Geräte der Smart-Home-Reihe Nest),
- App-Store-Umsätzen (Google Play in Android-Betriebssystemen),
- YouTube-Abonnements
- sowie Cloud-Diensten (Google Cloud Platform).
Es wird deutlich: Die unbezahlte (organische) Suche ist Googles maßgebliches
Umsatz-Vehikel, indem es Werbeflächen („Google Ads“) innerhalb dieser Trefferlisten anbietet.
Entsprechend riskant ist es – wie im Falle von „AI Overviews“ – dieses etablierte Erscheinungsbild der Google-Suche durch integrierte KI-Antworten fundamental zu verändern. Alles so zu belassen, wie es war, ist hingegen auch keine Option: Auf generative KI innerhalb der Google-Suche zu verzichten, würde neuen Mitbewerbern wie dem ChatGPT-Anbieter OpenAI in die Hände spielen. So könnte Google bei der Online-Suche erhebliche Marktanteile verlieren – und mit ihnen Umsätze.
Wie Google bislang Werbeflächen in seiner Suche platziert
Abhängig von der Suchanfrage spielt Google in der Suche bislang Werbung wie folgt aus:
- keine Anzeigen (es erscheinen ausschließlich unbezahlte/organische Treffer)
- Suchanzeigen (optisch angelehnt an unbezahlte Treffer)
- Shopping-Anzeigen (optisch angereichert mit Bildern und Preisen)
➤ Ein B2C-Beispiel für Werbeflächen in der Desktop-/Laptop-Google-Suche anhand
der Suchanfrage „einrichtungstipps kleine wohnung„: Es erscheint eine Leiste mit Shopping-Ads bevor die ersten organischen (unbezahlten) Treffer eingeblendet werden.
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Werbeflächen in der Desktop-Google-Suche am Beispiel der Suchanfrage „einrichtungstipps kleine wohnung“ |
In der mobilen Smartphone-Ansicht erscheinen bei derselben Suchanfrage keine Shopping-Ads, dafür aber vier Suchanzeigen, bevor die ersten unbezahlten (organischen) Treffer eingeblendet werden:
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Werbeflächen in der mobilen Google-Suche am Beispiel der Suchanfrage „einrichtungstipps kleine wohnung“ |
➤ Schauen wir uns als B2B-Beispiel die Suchanfrage „it dienstleister cloud migration“ an: In der Desktop-/Laptop-Ansicht erscheinen zwei Suchanzeigen, bevor
der erste unbezahlte Treffer eingeblendet wird.
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Werbeflächen in der Desktop-Google-Suche am Beispiel der Suchanfrage „it dienstleister cloud migration“ |
➤ Das hier veranschaulichte Google’sche Umsatz-Modell: Unternehmen bieten monetär auf Keywords, damit ihre Anzeigen bei entsprechenden Suchanfragen eingeblendet werden. Mit diesem simplen, aber äußerst profitablen Geschäftsmodell macht Google bis heute mehrheitlich seinen Milliarden-Umsatz.
➤ Grundvoraussetzung, damit diese Rechnung aufgeht: Die online suchende Weltbevölkerung nutzt mehrheitlich Google. Dass sie das bislang getan hat, zeigt ein Blick auf die weltweiten Marktanteile im Bereich Search: Mit 80 Prozent in der Desktop-/Laptop-Suche und rund 95 Prozent im Bereich mobile Search ist Google der unangefochtene Platzhirsch unter den Suchmaschinen.
Generative KI: Googles bislang größte Challenge
2024 aber sieht sich Google erstmals der konkreten Gefahr ausgesetzt, dass dieser Marktanteil erheblich schrumpfen könnte: Die Welt spricht und staunt über generative KI im Allgemeinen und das Tool ChatGPT im Speziellen – sowie den fertigen Antworten, die diese auf Suchanfragen bieten.
Traditionelle Suchmaschinen wie Google wirken dagegen etwas altbacken: User*innen müssen in langen Trefferlisten Webseiten auswählen, ohne auf den ersten Blick erkennen zu können, ob diese ihre Suchanfrage relevant beantworten werden.
Google reagierte schnell auf den Herausforderer ChatGPT: Als Teil der KI-Initiative „Search Generative Experience“ launchte der Suchmaschinenriese Mitte Mai 2024 die Funktion „AI Overviews“ in der US-Suche. Bei bestimmten Suchanfragen liefert die Suchmaschine (ähnlich wie ChatGPT) KI-erzeugte Antworten.
Meine These: Was Mitte 2024 noch eine äußerst holprige Beta-Version zu sein scheint, wird in absehbarer Zeit ein Standard in der Google-Suche werden – und Google zwingen, seine buchbaren Werbeflächen bestmöglich zu integrieren.
Wie wird Google in KI-Antworten Werbeflächen platzieren?
➤ Schauen wir uns AI-Overviews-Beispiele aus der US-Suche an – zunächst in der
Desktop-/Laptop-Ansicht anhand der Suchanfrage „how to get into harvard„:
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AI-Overviews-Beispiel in der Desktop-Suche anhand der Suchanfrage „how to get into harvard“ |
➤ Und in der mobilen Smartphone-Ansicht am Beispiel der Suchanfrage „how do you clean a fabric sofa„:
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AI-Overviews-Beispiel in der mobilen Suche anhand der Suchanfrage „how do you clean a fabric sofa“ |
➤ Es zeigt sich: In der Desktop-/Laptop-Ansicht platziert Google innerhalb der KI-Antwort bereits jetzt Links zu unbezahlten (organischen) Suchtreffern. Hier wäre auch Platz für Google Ads – alternativ könnten diese auch oberhalb des AI Overview eingeblendet werden.
In der mobilen Smartphone-Ansicht dagegen wird es eng. Hier bliebe nur die Option, Google Ads direkt darüber oder darunter zu platzieren.
Alles in allem: Ein Ding der Unmöglichkeit ist es nicht, auch in einer KI-angereicherten Suche Werbeflächen anzubieten.
Deshalb widerspreche ich manchen Beobachter*innen, wenn sie Google attestieren, sich gemäß der Definition des verstorbenen Harvard-Professors Clayton M. Christensen aktuell in einem „Innovator’s Dilemma“ zu befinden. Was es damit auf sich hat, erkläre ich im dritten Teil meiner Blog-Serie „Zukunft der Online-Suche“.
Link-Tipps:
- Zukunft der Google-Suche [Teil 1]: Warum der Start von „AI Overviews“ ein
notwendiger Unfall ist - Von SEO zu GEO: Optimierung der Sichtbarkeit in KI-Antwortmaschinen
Quellen:
- statista.com: Umsatz von Google weltweit in den Jahren 2013 bis 2023
- statista.com: Umsatz von Alphabet weltweit in den Jahren 2011 bis 2023
- statista.com: Distribution of Google segment revenues from 2017 to 2023
- techopedia.com: How Does Google Make Money? Tech Giant’s Revenue Breakdown
- statista.com: Marktanteile der Suchmaschinen weltweit nach mobiler und stationärer Nutzung im April 2024
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